Strategisch investieren heißt langfristig investieren – Interview mit Aktienexperte Thomas Anton Schuster

Thomas Anton Schuster
Aktienexperte Schuster rät, langfristig zu investieren.

Thomas Anton Schuster ist Inhaber einer Spedition im Großraum München. Daneben investiert er seit über drei Jahrzehnten in Aktien und vermittelt sein Anlagewissen als Redner.

Im Interview mit Milon Gupta erklärt er den Lesern des Strategic Thinking Blog exklusiv, welche typischen Fehler Privatpersonen und Unternehmen beim Investieren machen und wie man mit strategischem Weitblick investiert.


Welche Anlageoptionen stehen Investoren grundsätzlich zur Verfügung?

Schuster: Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: entweder sein Geld zu verleihen oder mit seinem Geld Eigentum in Form von Sachwerten aufzubauen.

Ich habe mich von Beginn an für den Aufbau von Eigentum entschieden. Dies halte ich gerade in der jetzigen Niedrigzinsphase für den deutlich rentableren Weg. Denn selbst wenn man sein Geld an den Staat über eine Laufzeit von 10 Jahren verleiht bewegt sich die Rendite derzeit um den Nullpunkt. Dies macht aus meiner Sicht keinen Sinn.

Übrigens, was viele Menschen nicht wissen: selbst wenn man sein Geld auf ein Girokonto bei der Bank einzahlt, verleiht man sein Geld damit an die Bank. Auch dafür erhält man kaum noch positive Zinsen. Einige Banken sind sogar zu Negativzinsen bei größeren Beträgen übergegangen. Das heißt, man muss sogar Geld bezahlen, um es der Bank leihen zu dürfen. Das finde ich schon sehr bemerkenswert.

Demgegenüber beträgt allein die jährliche Dividendenrendite bei DAX-Aktien zur Zeit etwa 3 Prozent. Also deutlich mehr als Zinsanlagen. Bei Eigentumsaufbau mit Sachwerten gibt es grundsätzlich folgende Möglichkeiten: Aktien, also Beteiligungen an Unternehmen, Immobilien, Edelmetalle wie Gold oder Silber und Rohstoffe wie Öl oder Kupfer. Ich habe mit Aktien die besten Erfahrungen gemacht. Weil man damit laufende Erträge in Form von Dividenden erhält.

Was bedeutet für Sie strategisches Investieren?

Börse Frankfurt
Börse Frankfurt (Foto: Pythagomath 2014 – Creative Commons Lizenz CC BY-SA 4.0)

Schuster: Bei meiner Aktienstrategie heißt strategisches investieren wirklich langfristig zu investieren. Keine Zockerei! Ich investiere ausschließlich in Unternehmen, von denen ich überzeugt bin und bleibe dann dabei – am liebsten mein Leben lang. Wenn die Kurse dieser Unternehmen zwischendurch sinken, kaufe ich gezielt nach. Diese Nachkäufe zu günstigen Preisen sind für mich der Renditeturbo. Damit erreiche ich langfristig jährliche Renditen von 8 bis 10 Prozent.

Warum haben Sie sich in Ihrer Anlagestrategie auf Aktien konzentriert?

Schuster: Weil ich in Aktien auch schon mit relativ kleinen Beträgen in meiner Jugend investieren konnte. Dazu kann ich mit Aktien sehr gut streuen, also mein Geld in mehrere Unternehmen aufteilen, so dass ich eine Streuung des Risikos erreiche, falls eine meiner Investitionen sich als Fehler herausstellen sollte. Außerdem kann ich so vom weltweiten Wirtschaftswachstum profitieren, indem ich in global aufgestellte Unternehmen investiere.

Was sind die häufigsten strategischen Fehler beim Investieren und wie kann man sie vermeiden?

Börsenkurse - Strategic Thinking
Schuster: Risiko reduzieren durch Streuen der Investitionen.

Schuster: Beim langfristigen Investieren besteht natürlich immer das Problem, dass niemand die Zukunft über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte vorhersehen kann. Verringern kann man dieses Risiko, indem man die finanziellen Mittel streut, also in mehrere Börsenwerte investiert – nach meiner Erfahrung am Besten in 10 bis 15 weltweit aufgestellte Unternehmen. Damit konnte ich Fehlinvestitionen immer ausgleichen und dennoch langfristig 8 bis 10 Prozent Rendite jährlich erzielen.

Welche Tipps haben Sie für den strategisch weitsichtigen Aufbau eines Investmentportfolios?

Schuster: In 10 bis 15 solide, weltweit aufgestellte Unternehmen investieren und bei Kursrückschlägen nachkaufen. Das Problem dabei ist die eigene Psyche: Viele verlieren die Nerven und verkaufen bei Wirtschaftseinbrüchen zu sehr niedrigen Kursen. Damit sind natürlich Verluste vorprogrammiert. Ich empfehle das Gegenteil: dann zu kaufen, wenn alle anderen verkaufen. Und sich nicht verrückt machen zu lassen von Weltuntergangspropheten.

Ich habe mittlerweile seit über 30 Jahren alle Hochs und Tiefs an der Börse selbst miterlebt und daraus die Erfahrung gewonnen: Irgendwann ist jede Krise überstanden. Und dann steigen die Kurse der soliden Unternehmen auch wieder und erreichen neue Höchstwerte.

Zum Abschluss: Welchen Anlage-Rat würden Sie mittelständischen Unternehmern geben?

Schuster: Mein Tipp für mittelständische Unternehmer: Diversifizieren Sie Ihre Investitionen! Ich bin selbst geschäftsführender Gesellschafter einer mittelständischen Spedition. Daher weiß ich: Viele Mittelständler stecken all Ihr Geld in das eigene Unternehmen. Das macht ja auch Sinn, denn damit identifizieren wir uns. Das eigene Unternehmen ist ja ein großer Teil unseres Lebens.

Das Risiko dabei ist allerdings die Klumpenbildung. Ich meine damit die Anlage eines Großteils unseres Vermögens in nur ein Investitionsobjekt. Dabei kann auch hier niemand die Zukunft vorhersehen. Wie viele erfolgreiche Branchen wurden durch die Digitalisierung beispielsweise obsolet oder haben sich komplett verändert. Oder durch politische Entscheidungen. Mit Aktien haben Sie die Möglichkeit, einen Teil Ihres Vermögens auch in ganz andere Branchen zu investieren und so das Investitionsrisiko zu streuen.


Weitere Informationen über Thomas Anton Schuster gibt es auf seiner Website www.aktienerfahren.de

 

 

Kommentare sind geschlossen.